Mach mal halbschnell – ein Experiment

Erst letzten Freitag habe ich mich selbst mal wieder ertappt – ich rannte wie ein aufgescheuchtes Huhn durchs Haus, um noch schnell aufzuräumen, bevor ich loswollte.

Ich lief im Stechschritt von Raum zu Raum, sammelte alles ein, was mir ins Auge sprang, rannte die Treppe hoch und runter, schnappte mir meine Jacke und stürmte nach draußen. Die Jacke zog ich im Gehen an.

Kommt dir das bekannt vor? Machst du das ähnlich?

Als ich später eine Instagram-Story meiner lieben Freundin Tina sah, musste ich schmunzeln. Sie erzählte darin, dass sie in stressigen Momenten ganz bewusst langsamer wird. Klingt im ersten Moment widersprüchlich, oder? Wenn die Zeit knapp ist, will man doch schneller sein – nicht langsamer (ich zumindest).

Aber genau das ist der Trick.

Warum langsamer oft klüger ist

Unser Körper macht keinen Unterschied zwischen „Ich bin spät dran“ und „Ich bin in Gefahr“. Hektik versetzt das Nervensystem in Alarmbereitschaft. Der Herzschlag beschleunigt sich, die Atmung wird flacher, der Körper schaltet auf Leistung. Genau das Gegenteil von dem, was ich in diesem Moment eigentlich wollte: In Ruhe das Haus verlassen und entspannt zu einem Treffen mit Freunden fahren.

Also habe ich es ausprobiert. Das nächste Mal, als ich mich durch den Feierabend hetzen wollte, habe ich bewusst einen Gang heruntergeschaltet.

Ich habe mir Zeit genommen, die Jacke anzuziehen. Habe langsam den Reißverschluss geschlossen. Bin nicht zur Tür herausgestürmt, sondern Schritt für Schritt gegangen. Habe meinen Hund zum Abschied kurz gestreichelt. Draußen vor der Haustür noch einmal tief durchgeatmet.

Und weißt du was? Ich habe mich sofort anders gefühlt.

Wenn wir Dinge mit Ruhe tun, signalisieren wir unserem Körper: Alles ist gut. Kein Grund zur Eile.

Wie unser Nervensystem auf Langsamkeit reagiert

Hinter diesem Effekt steckt unser autonomes Nervensystem. Genauer gesagt zwei Gegenspieler:

  • Der Sympathikus, der uns auf Zack hält und für schnelle Reaktionen sorgt.
  • Der Parasympathikus, der für Entspannung, Regeneration und Gelassenheit steht.

Wenn wir durch den Tag hetzen, übernimmt der Sympathikus. Der Puls steigt, die Muskeln spannen sich an, die Atmung wird flach.

Doch sobald wir das Tempo bewusst drosseln, passiert das Gegenteil:

  • Der Puls sinkt.
  • Der Atem wird tiefer.
  • Der Vagusnerv – unser Entspannungsnerv – wird aktiv.

Der Vagusnerv ist wie eine innere Bremse für Stress. Er verbindet das Gehirn mit Herz, Lunge und Verdauungsorganen. Wird er aktiviert, schüttet der Körper beruhigende Botenstoffe aus, der Blutdruck stabilisiert sich, und wir fühlen uns sofort gelassener.

Und das Beste? Es braucht oft nicht mehr als eine einzige Minute, um diesen Effekt zu spüren.

Teste es selbst – eine Minute genügt

Vielleicht hast du jetzt Lust, es selbst zu probieren. Nimm dir eine alltägliche Tätigkeit – das Gehen zur Arbeit, das Abspülen oder das Zähneputzen – und mach sie heute bewusst langsamer. 10 % langsamer genügt – du musst nicht in Zeitlupe verfallen.

Spüre, was das mit dir macht.

Falls du einen kleinen Anker brauchst, um den Autopiloten zu unterbrechen, probiere mal meine einminütige Meditation aus. Sie dauert genau 60 Sekunden – perfekt, um innezuhalten und wieder bei dir anzukommen.

Ich bin gespannt, was du erlebst! Schreib mir gerne, wie es dir damit ergangen ist.

Lisa
Yogalehrerin, leidenschaftliche Hobby-Gärtnerin & Bücherliebhaberin

Yoga ist mehr als nur Bewegung – es ist eine Haltung, die mich durch den Alltag begleitet. In meinen Kursen und hier auf dem Blog teile ich meine Gedanken darüber, wie du Yoga in dein Leben integrieren kannst – achtsam, alltagstauglich und mit Freude.

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